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Erdfahrt

Nachtschrift

Rolf Anschütz und das Japanrestaurant Suhl

Im Oktober 2012 kam der Film "Sushi in Suhl" in die Kinos. Er erzählt die Geschichte des Suhler Gastronomen Rolf Anschütz, der ab 1966 in der Südthüringischen DDR-Bezirksstadt Suhl ein Japanrestaurant aufbaute, das nach seiner Vervollkommnung mit Bad und mehreren Gastmahlräumen als japanischstes Restaurant außerhalb Japans galt und jährlich Zehntausende Gäste anzog. Der Autor - auch in seine Funktion als Pressesprecher und Verantwortlicher für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Suhl - erkannte, dass dies eine einmalige Gelegenheit sei, auch dieses einzigartige Kapitel der Geschichte der Stadt einmal festzuhalten. nach einem Aufruf im "Suhler Amtsblatt" kamen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, um ihre Fotoalben zu öffnen und ihre persönlichen Erlebnisse im Suhler Japanrestaurant zu erzählen. Darüber hinaus wandte sich uske an die Familie Anschütz sowie weitere Zeitzeugen, um das Bild über Rolf Anschütz und seinen Traum zu komplettieren. 
Heraus kam ein - wie in der "Kleinen Suhler Reihe" üblich - reich bebildertes 72-seitiges Heft (Kleine Suhler Reihe Nr. 38), das die Situation in Suhl zunächst Mitte der 1960er Jahre, zur Entstehungszeit des Japanrestaurants, beleuchtet, sich der Geschichte des Hauses zuwendet, das seit 1883 eine Gaststätte beherbergte, und schließlich vom Traum eines Suhlers von einem Japanrestaurant mitten in der DDR berichtet. Die Geschichte der Gastronomenfamilie Anschütz wird beleuchtet, die Schwierigkeiten, solch eine Gaststätte im Sozialismus zu führen. Verstrickungen und Rückschläge werden nicht ausgespart und auch das Ende des japanischen Traums in Suhl und in Anschütz´ Nachfolgeobjekt in Oberhof sind erwähnt. Das Heft endet mit einem Ausblick auf den Film "Sushi in Suhl".
Zugleich stellt es eine Würdigung der Stadt Suhl für einen ihrer Söhne dar, der mit unglaublichem Engagement möglich machte, dass sich DDR-Bürger für DDR-Geld für Stunden auf in den Westen machen konnten - auch wenn der in diesem Falle der ferne Osten war - und das nahezu alle in vollen Zügen genossen. Es ist damit auch ein Dank für das Wirken von Rolf Anschütz (1932 -2008).

Aus dem Abschnitt: 

Politik, Querelen und der Preis für den Erfolg 

Wie eigentlich kam es, dass ein Restaurant so stark in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geriet wie das HO-Japanrestaurant von Rolf Anschütz in Suhl?
Um sich in diese Situation heute hineinzudenken, muss man einmal mehr die politischen Bedingungen damals in Betracht ziehen. Im „Freien Wort“ vom 16. Mai 1973 ist davon die Rede, dass die DDR und Japan am 15. Mai diplomatische Beziehungen aufgenommen hatten. Nach der Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen der DDR und der Bundesrepublik 1972 als Folge der „neuen Ostpolitik“ der SPD-geführten Bundesregierung waren beide deutschen Staaten Mitglied der UNO geworden. Eine regelrechte diplomatische Anerkenungswelle rollte über die DDR. Da kam es natürlich sehr recht, wenn man auch einmal auf die Pflege „westlicher“ Kultur in der DDR verweisen konnte, wenn sie in diesem Falle auch fernöstlich war. Der parteilose Rolf Anschütz versäumte es nicht, in der Freundschaftsgesellschaft DDR – Japan eine tragende Rolle zu spielen und sich über vielfältige Kontakte immer mehr Freunde (und sicher auch Gäste) zu gewinnen. Auf seine Visitenkarte ließ er neben seine Tätigkeit als Gaststättenleiter auch drucken: „Mitglied des Präsidiums der Freundschaftsgesellschaft DDR – Japan“. Er verwob damit geschickt sein gastronomisches Interesse mit dem „Ehrenamt“ in der Politik. In den 1980er Jahren, als der kalte Krieg mit der Raketenstationierung in Ost und West in eine neue Phase eintrat, galt er mit seiner Arbeit vielfach sogar als „Botschafter des Friedens“. War Japan auch fern, so gehörte es doch dem verfeindeten System an. Da konnten Besuche japanischer Gäste in Suhl und das Vermitteln japanischer Kultur Brücken bauen...

Rolf Anschütz und das Japanrestaurant Suhl

Kleine Suhler Reihe Nr. 38

Stadtverwaltung Suhl in Zusammenarbeit mit H. Aderhold und A. Wiedemann

Gestaltung: Annette Wiedemann, Suhl

Preis 7,00 € 

Weiteres siehe unter Leseprobe
zu bestellen bei: Touristinformation Suhl, Friedrich-König-Str. 7, 98527 Suhl, Tel. 03681 - 78 84 05